Es dürfte inzwischen unstrittig sein, dass die Vereinbarkeit von Familien- und Berufsleben sowohl für Frauen als auch für Männer sich positiv auf das Wohlbefinden der einzelnen Familienmitglieder wie auch auf das Funktionieren einer Familie insgesamt auswirkt. Gerade die Sensibilität für die gesellschaftliche Bedeutung von Familie ist in den letzten Jahren enorm gestiegen. Entsprechend stehen die Stärkung von Familien und die Vereinbarkeit von Familien- und Berufsleben für Frauen und Männer auch ganz oben auf der familienpolitischen, arbeitsmarktpolitischen und zunehmend auch auf der wirtschaftspolitischen Agenda.
Die Situation im Münsterland wurde im Zuge der Antragstellung von Raymund Zapfe, Mitarbeiter im FAM-Projekt des MdB Karl Schiewerling, analysiert. Zusammenfassend heißt es in der Analyse:
- „Familienfreundlichkeit ist in den Kreisen, Städten und Gemeinden ein Thema. Kreise, Städte und Gemeinden sehen weiterhin ihre Aufgabe darin, Familien zu fördern. Familienförderung findet auf den unterschiedlichsten Ebenen und in unterschiedlichster Ausprägung statt. Nach einer vorsichtigen Bewertung entwickeln die Kreise Borken, Steinfurt und Warendorf besondere familienpolitische Profile. Im Kreis Coesfeld sind entwicklungsfähige Ansätze vorhanden.
- Es gibt in den Kreisen 11 offizielle lokale Bündnisse für Familie. Daneben ist die Gemeinde Laer familienpolitisch sehr agil. Davon gibt es im Kreis Borken 6 Bündnisse (Bocholt, Ahaus, Borken, Vreden, Rhede, Kreis Borken), im Kreis Warendorf 3 Bündnisse (Ahlen, Telgte, Ostbevern und Everswinkel) und im Kreis Steinfurt 2 Bündnisse (Altenberge, Steinfurt). Die bestehenden Bündnisse sind in unterschiedlichen Bereichen aktiv. Wesentlicher Bestandteil der lokalen Bündnisse für Familie ist aber auch der Bereich von „Familie und Arbeitswelt“. Dieser Bereich ist allerdings völlig unterrepräsentiert (von der „zarten Pflanze“ im Kreis Borken abgesehen). Das überrascht nicht. Nach einer bundesweiten Erhebung in 2006 waren lediglich in rund der Hälfte der Bündnisse lokale Betriebe vertreten.“*
Die Arbeitsmarktpolitik im Münsterland nimmt sich der speziellen Situation und der Belange von Frauen bereits seit Jahren an, und zwar von der Berufswahl über die Existenzgründung bis hin zum Wiedereinstieg. Auch in der Förderphase 2007 – 2013 steht die Förderung der Frauenerwerbstätigkeit im Münsterland auf der Agenda. Mit der Querschnittpolitik des Gender Mainstreaming geht es aber im Vergleich zu früheren Jahren nun um Mehr: um Geschlechtergerechtigkeit. Wie die vielleicht überraschend hohe Akzeptanz der Elternzeit durch Männer zeigt, heißt das Thema denn auch „Elternsein und Beschäftigtsein“.
* Raymund Zapfe: FAM-Projekt Abschlusserhebungen Stand 29.10.2007. S. 18.