NRW-Arbeitsminister Karl-Josef Laumann fand deutliche Worte bei der ersten münsterlandweiten Veranstaltung des Netzwerkes Familie-Arbeit-Mittelstand im Münsterland. In Warendorf feierte man den Start der Pilotphase zur Einführung eines - zunächst münsterlandweiten - Qualitätssiegels „Familienfreundlicher Mittelstand". Er sei davon überzeugt, dass eines Tages das Münsterland als eine der familienfreundlichsten Wirtschaftsregionen Deutschlands dastehe, und das sei angesichts des demografischen Wandels ein wichtiger Standortvorteil. Dafür investiert das Landesministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales rund 700.000 Euro in das Projekt FAMM, dazu kommen insgesamt noch einmal 300.000 Euro von den 4 Münsterlandkreisen. Damit - so Minister Laumann - sei das FAMM-Projekt derzeit die größte Maßnahme im Bereich der innovativen Arbeitsmarktförderung in Nordrhein-Westfalen. Das zeige, wie wichtig man dieses Projekt in Düsseldorf nehme.
Über 200 Gäste aus Wirtschaft und Politik hatten sich in der Produktionshalle der Firma Kreienbaum Holzbau in Warendorf eingefunden, darunter viele Unternehmer aus dem gesamten Münsterland, die sich ernsthaft mit dem Thema Mitarbeiterbindung und -motivation auseinandersetzen. Einige haben schon Aspekte der Familienfreundlichkeit in ihrer Personalpolitik berücksichtigt, andere suchen Impulse, wie sie das Thema am besten angehen können.
Die Akteure aus dem Netzwerk FAMM
und dem Münsterland e.V. sind sicher, in der münsterländischen Wirtschaft engagierte Partner zu finden. Schon jetzt habe
das Interesse von Unternehmen, die sich um das Siegel bewerben, die Erwartungen
weit übertroffen.
Jedes Bemühen, wichtige familiäre
Belange der Mitarbeiter im Arbeitsalltag zu berücksichtigen, kommt auf das
Unternehmen zurück. Das betonte nicht nur Gastrednerin Christiane
Underberg, die Chefin des bekannten Spirituosenherstellers.
Auch die Unternehmer und Personalleiter auf dem Podium versicherten, dass Familienfreundlichkeit sich lohnt: Schließlich wolle man leistungsfähige, einsatzbereite Mitarbeiter. Denn das Geld verdienen stehe für Unternehmen immer an erster Stelle! Aber familienfreundliche Unternehmen könnten ihre Arbeitnehmer besser an sich binden, hätten einen geringeren Krankenstand und motiviertere Mitarbeiter. „Wenn morgens eine Kollegin verheult ins Büro kommt, muss ich ihr helfen. Sonst kann ich sowieso nichts mit ihr anfangen!", macht Ansgar Spellmeyer vom Rheiner Nahrungsmittelriesen Apetito deutlich. Und auch die Sparkasse Münsterland-Ost gab zu, sie habe sich mit dem Thema befasst, weil man seine qualifizierten Arbeitnehmer nicht verlieren will und im Wettbewerb um neue Arbeitnehmer einen Vorteil sucht. Flexibilität in der Arbeitszeit und am Arbeitsplatz komme dabei nicht nur den Mitarbeitern entgegen, sondern auch dem Unternehmen, so Stefan Nacke von der Amexus Informationstechnik in Ahaus. Selbst sein Betrieb mit 35 Mitarbeitern könne so auf die Bedarfe der Kunden und die der Mitarbeiter gleichermaßen reagieren.
Familienfreundliche Personalpolitik ist auch für Verwaltungen ein wichtiges Thema, betonte der Landrat des Kreises Warendorf, Dr. Olaf Gericke. Denn eine Verwaltung sei immer nur so gut wie ihre Mitarbeiter. Und wer sich für die Betreuung von Unter-Dreijährigen einsetzt, müsse mit gutem Beispiel vorangehen und selbst für seine Mitarbeiter familienfreundliche Strukturen anbieten.
„Dass wir hier im Münsterland wirtschaftlich so gut dastehen, hat auch was damit zu tun, dass wir hier im Großen und Ganzen noch sehr starke Familienstrukturen haben." Karl-Josef Laumann machte unmissverständlich klar, dass er mit dem Projekt FAMM gleichzeitig drei Dinge voranbringen will: Familien und Kinder stärken, Mitarbeitern die Möglichkeit geben, Familie und Beruf unter einen Hut zu bringen und dem Wirtschaftsraum Münsterland einen Standortvorteil verschaffen.
Bis zum Januar werden die ersten Unternehmen im Münsterland geprüft und - wenn alles dafür spricht - mit einem Qualitätssiegel ausgestattet sein.
Die nächste Fachveranstaltung dazu findet am 26. November im WBK Coesfeld statt. Dann geht es um familienfreundliche Kommunen.
Was ist FAMM?
FAMM steht für das Netzwerk FAMILIE - ARBEIT - MITTELSTAND im MÜNSTERLAND. Das Projekt FAMM verfolgt seit dem 8. Juli 2008 eine gemeinsame münsterlandweite Strategie zur nachhaltigen Verbesserung der Vereinbarkeit von Familien- und Arbeitsleben im ländlichen Raum. Das auf drei Jahre angelegte Projekt wird mit Unterstützung des Landes Nordrhein-Westfalen und der Europäischen Gemeinschaft im Rahmen des ESF durchgeführt. Es wird von den vier Kreisen des Münsterlandes kofinanziert.
Presseecho als pdf:
Westfälische Nachrichten 30.10.2009