Coesfelds Bürgermeister Heinz Öhmann schilderte in seiner Eröffnungsrede zahlreiche Beiträge zur Familienfreundlichkeit in seiner Kommune. Angefangen von der hohen Quote bei der U-3-Betreuung bis hin zu Bildungsangeboten und kulturellen Angeboten in Coesfeld. Über 100 Interessierte aus Politik, Verwaltung, Wirtschaft und Verbänden verfolgten die Vorträge der namhaften Referenten - unter ihnen Dr. Angelika Engelbert, die Leiterin des Informations- und Qualifizierungszentrums für Kommunen (IQZ) in Bochum. Dr. Andreas Osner vertrat die Bertelsmann Stiftung und ihr neues Zertifizierungsprojekt, das „Audit familiengerechte Kommune". Und Dr. Jan Schröder vom Berliner Servicebüro für lokale Bündnisse warb genau dafür: „Lokale Bündnisse für Familie entwickeln eben wegen des hohen bürgerschaftlichen Engagements eine Eigendynamik, mit der oft viel mehr zu erreichen ist als durch gutgemeinte Verwaltungsinitiativen! Verlassen Sie sich darauf, dass Ihre Bürger schon am besten wissen, wo der Schuh drückt!" Konkrete Fälle nannte Schröder im Verlauf der Veranstaltung in einem von drei Foren: In Billerbeck zum Beispiel hatte man nach anfänglicher Skepsis mithilfe des Servicebüros das Bündnis etabliert, um mit den gesellschaftlichen Akteuren ins Gespräch zu kommen. Heute ist „Familie in Billerbeck" eines von 16 Bündnissen im Münsterland, und es sind daraus zahlreiche praktische soziale Maßnahmen entstanden: ein Fahrdienst zur „Tafel", freiwillige Helfer für Menschen in Notlagen und vieles mehr. Viele der Zuhörer waren überrascht, wie einfach solche Bündnisse für Familie zu etablieren sind und welche Wirkung sie haben. Lokale Bündnisse für Familie nutzen nämlich nicht nur Familien, sondern auch Kommunen und Unternehmen. Den Kommentaren war zu entnehmen, dass viele Zuhörer zur Nachahmung angeregt wurden.
In zwei weiteren Foren ging es um das „Audit familiengerechte Kommune" und um kommunale Familienberichterstattung. Und hier hatte Dr. Engelbert den Vertretern der Verwaltungen dringend geraten, so einen Bericht zu erstellen. Profunde und belastbare Daten über die Bedarfe von Familien in einer Kommune seien die Voraussetzung für eine nachhaltige und zukunftsfähige Familienpolitik. Man müsse wissen, wer etwas braucht, wieviel gebraucht wird und wo genau es gebraucht wird. Nur dann könne man Strategien entwickeln, mit denen die Anforderungen der Familien tatsächlich gedeckt werden. Auch das „Audit familiengerechte Kommune" ist ein strategisches Instrument, mit dem sich Familienfreundlichkeit in der individuellen Kommune nachhaltig darstellen und umsetzen lässt, so Dr. Osner von der Bertelsmann Stiftung.
Von der FAMM-Fachtagung sollen starke Impulse in die Region ausgehen, und bei der abschließenden Podiumsdiskussion wurde deutlich, wie motiviert die Teilnehmer sind, die Anregungen aus den Foren in die Tat umzusetzen. „Ich mache mir um das Münsterland im Jahr 2050 keine Sorgen!", gab sich Prof. Klaus Anderbrügge von der Westfalen-Stiftung optimistisch. „Sicher werden die Herausforderungen zunehmen, die Bevölkerung schwindet, das Geld ist knapp. Aber wenn die vorhandenen Netzwerke genutzt und ausgebaut werden, nicht nur regional, sondern lokal und auch in Nachbarschaften, hat das Münsterland gute Chancen, in Zukunft zu den familienfreundlichsten Regionen des Landes zu zählen!"
Und die Frage, ob Familie, Wirtschaft und Kommune nun eine Allianz sind oder Einzelkämpfer wurde auch geklärt: „Wir alle können voneinander lernen. Den Austausch zwischen den Kommunen gibt es doch heute schon! Und den mit den gesellschaftlichen Akteuren doch auch! Ein Bürgermeister, der nicht gut vernetzt ist, der wird wohl keine lange Amtszeit haben!" erklärte Wettringens Bürgermeister Engelbert Rauen. Und der ist gerade mit 83,8 % der Stimmen wiedergewählt worden.
Die FAMM-Fachtagung wurde unterstützt von der Sparkasse Westmünsterland.
Presseecho als pdf:
Westfälische Nachrichten 26.11.2009