„Kinder kriegen die Leute immer“ oder „Mit Flexibilität durch die Krise“, sagte einst Konrad Adenauer, heute müsste man allerdings diese Aussage ergänzen mit den Worten: „Aber nicht mehr so viele wie früher.“ Deutschland wird durch den Geburtenrückgang bis zum Jahr 2040 über rund 15 Millionen Arbeitskräfte weniger verfügen als heute.
Katrin (32) arbeitet, wie ihr Mann Uwe (31), bei einem mittelständischen Lebensmittelhersteller im Münsterland. In diesem Betrieb wird auch an Wochenenden gearbeitet. In manchen Monaten gibt es produktionsbedingt sehr viel zu tun, in anderen Monaten dagegen weniger. Die beiden haben zwei Kinder im Alter von vier und acht Jahren. Sie ist aktives Mitglied in einem Chor, mit dem sie auch Gastspiele in anderen Städten hat. Da ist die 32-Jährige auch schon mal zwei, drei Tage unterwegs. Außerdem haben die beiden ein gemeinsames Hobby: ein kleines Boot an der Nordsee, auf dem sie im Sommer gerne mal vier Wochen Urlaub mit den Kindern am Stück machen.
Katrin ist sehr zufrieden mit ihrem Job. Ein wichtiger Grund für ihre
Zufriedenheit ist ihre mit dem Arbeitgeber vereinbarte flexible
Arbeitszeit. So kann sie sowohl ihre Gastspielreisen mit dem Chor
unternehmen und bekommt den Urlaub mit ihrer Familie gut geregelt. Wie
macht sie das?
„Arbeitszeitflexibilität ist kein Geschenk an meine Mitarbeiter, sondern eine betriebswirtschaftliche Notwendigkeit.“
Unternehmer zur Arbeitszeit
Die Arbeitszeitgestaltung in Unternehmen ist eine der wichtigsten
Elemente für den Ausgleich von saisonalen und konjunkturellen
Schwankungen am Arbeitsmarkt. Ziel ist es dabei, dass Arbeitnehmer eine
bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf für sich selbst
strukturieren können.
Ein Unternehmer einer größeren Produktionsfirma im Münsterland - mit
Kunden im In- und Ausland - wurde gefragt, wie er es mit der
Arbeitszeit hielte. Er meinte: „Arbeitszeitflexibilität ist kein
Geschenk an meine Mitarbeiter/innen, sondern eine
betriebswirtschaftliche Notwendigkeit.“
Es gibt eine Menge Arbeitszeitmodelle. Eine kleine Auswahl:
Gleitzeit heißt, dass Mitarbeiter in einem vorgegebenen Zeitrahmen selbst wählen können, wann sie arbeiten.
Funktionszeit. Bei diesem Modell fällt die Kernarbeitszeit weg,
stattdessen wird für jeden Arbeitsbereich eine Zeit der
Funktionsfähigkeit definiert.
Jahresarbeitszeit. Abhängig vom betrieblichen Arbeitsanfall im
Jahresverlauf wird die vertragliche Arbeitszeit im Durchschnitt eines
Jahres erreicht. Das Gehalt wird dennoch gleichmäßig ausgezahlt.
Vertrauensarbeitszeit. Merkmale sind die eigenverantwortliche
Zeiterfassung der Beschäftigten und die damit verbundene
ergebnisorientierte Arbeitsweise.
Alle Modelle werden häufig in Verbindung mit Arbeitszeitkonten angeboten.
Da jedes Unternehmen eigene Abläufe, Zielsetzungen und Interessen hat,
gibt es kein Patentrezept für die Arbeitszeitgestaltung, das auf alle
Unternehmen passen würde. Hier ist es wichtig, maßgeschneiderte
Lösungen zu erarbeiten. Der Kreativität sind dabei kaum Grenzen
gesetzt, allein die gesetzlichen Vorgaben müssen eingehalten werden.
Bei der 32-jährigen Katrin, Mutter von zwei Kindern, war es die
Einrichtung von Langzeitkonten in ihrem Unternehmen. Zum einen wurde
die Dauer der Gesamtarbeitszeit festgelegt. Zum anderen plante man
gemeinsam die praktische Umsetzung im Berufsalltag.
Wenn alle Beteiligten bei solch einem Prozess an einem Strick ziehen,
steht einer gelungenen und individuellen Arbeitszeitflexibilisierung
kaum etwas im Wege. Andere Vorteile einer flexiblen Arbeitszeit, wie
zum Beispiel mehrmonatige Auszeiten, sind durch ein größeres
Zeitguthaben planbar.
Informationen und Beratung zum Thema flexible Arbeitszeiten gibt das Zeitbüro NRW, www.zeitbuero.nrw.de.
Infos: Veronika Droste, Netzwerk Westmünsterland, Erhardstraße 11, 48683 Ahaus, Telefon 02561 / 97999-61, E-Mail: droste@netzwerk-westmuensterland.de, www.fam-muensterland.de.